Lichtschutz? Sonnenklar!
Lichtschutzcremes und -sprays versprechen Sonnengenuss ohne Hautschäden. Allerdings nur, wenn wir sie richtig anwenden
Die Strahlen der Sonne berühren uns. Sie sind das pure Glück – stärken die Abwehrkraft, regen Durchblutung, Kreislauf und Stoffwechsel an, sind wichtig für die Bildung von Vitamin D und Balsam für die Psyche. Für die Haut ist ihr energiereiches Licht – wir wissen es längst – der pure Stress. Mit Lichtgeschwindigkeit reisen Sonnenstrahlen in etwa acht Minuten zur Erde und stecken nach knapp 150 Millionen Kilometern immer noch voller Energie. Acht Minuten… „Etwa solange braucht das UV-Licht dann noch einmal, um eine empfindliche, ungeschützte Haut zu schädigen“, sagt Elisabeth Kohrs, Kosmetikerin und Inhaberin der Women Lounge in Hamburg Winterhude. Bereits fünf bis zehn Minuten in der Sonne fördern die Entstehung von Enzymen, die der Haut irreparable Schäden zuführen. Auch ein grauer Himmel kann das im Sommer nicht verhindern: Selbst eine geschlossene Wolkendecke lässt immer noch bis zu 90 Prozent der UV-Strahlung durch. Und auf einer Parkbank, die im Schatten steht, erreichen immerhin noch 50 Prozent der Strahlen die Haut.
Die Sonne durchschauen
Das Licht, das die Erde erreicht, besteht zwar gerade einmal zu fünf Prozent aus UV-Strahlen; die haben es allerdings in sich: Je höher die Sonne steht, desto größer ist die Kraft der kurzwelligen UVB-Strahlung. Sie fördert die Verdickung der Hornschicht und den Melanin-Aufbau. In zu hohen Dosen verbrennt sie die Haut und kann zu Hautkrebs führen. Das langwellige UVA-Licht hinterlässt zunächst keine sichtbaren Spuren. Es dringt dafür tiefer in die Haut ein, führt zur Bildung freier Radikaler, verändert mit der Zeit Zellstrukturen und lässt die Haut vorzeitig altern. Da die UVA-Strahlung weniger vom Sonnenstand abhängt, bleibt sie das ganze Jahr über von morgens bis abends relativ konstant. Und sie durchdringt Glas – genau wie die Infrarot-Strahlung (IRA), die wir als Wärme spüren: Studien zeigen, dass sie die Haut unter Hitze-Stress setzt, das Kollagen angreift und langfristig zu Falten und Elastizitätsverlust führt. Elisabeth Kohrs: „Die hauteigenen Schutzmechanismen wirken nur bei kurzen Aufenthalten in der Sonne. Sonnenempfindliche und helle Hauttypen können sich in unseren Breiten bei hoher UV-Intensität maximal fünf bis 15 Minuten ungeschützt dem direkten Sonnenlicht aussetzen, normal bräunende verfügen über 20 bis 25 Minuten Eigenschutz, dunklere Hauttypen über 30 Minuten. Schwarze Haut verträgt die Sonne ungeschützt 90 Minuten und länger. Darüber hinaus braucht aber auch sie zuverlässigen Licht- und Infrarot-Schutz.“
Schöne Aussichten: Lichtblicke in der Sonne
UV-Filter stehen in der Kritik, Allergien zu begünstigen, den Hormonhaushalt zu beeinflussen und die Umwelt (Ozeane, Korallen) zu schädigen. Deshalb ist es wichtig, auf Produkte zu setzen, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen Medizin und Ökologie basieren und über reinen Sonnenschutz hinausgehen. „Durch den Verzicht auf allergene Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe reduziert sich das Risiko sonnenbedingter Hautreizungen. An sinnvollen Inhaltsstoffen sollte dagegen nicht gespart werden“, sagt Elisabeth Kohrs. Dazu zählen Feuchtigkeitsspender wie Hyaluronsäure. Und da selbst modernste Lichtschutzfilter nicht verhindern können, dass ein Teil des UV-Lichts in die tiefer liegenden Hautschichten gelangt, freie Radikale bildet und wichtige Hautbestandteile wie z.B. Lipide, Proteine, Enzyme und die empfindliche DNA der Haut schädigt, macht die Zugabe von Vitaminen und antioxidativ wirksamen Pflanzenstoffen Sinn. Die Lichtschutz-Serie von REVIDERM geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie enthält Enzyme, die von Lichtschäden an der DNA angezogen werden und die schadhaften Teile der Gene quasi ausschneiden.
Mehr ist mehr
Untersuchungen zeigen immer wieder: Im Urlaub am Strand, im Schwimmbad oder beim Wandern wird an Lichtschutz gedacht, zu Hause bei der Gartenarbeit, beim Gassigehen mit dem Hund und beim Eisessen im Straßencafé eher nicht. „Dabei ist es vor allem die alltägliche Lichtbelastung, die der Haut auf Dauer zu schaffen macht“, sagt Elisabeth Kohrs. Dazu kommt, dass die allermeisten ihren Lichtschutz zu spärlich und lückenhaft auftragen und zudem die Strahlen-Belastung (UV-Index) falsch einschätzen. Tipp: Zahlreiche Apps helfen, den aktuellen Stand jederzeit abzurufen (z.B. „UVLens“ für Android; „UV index Widget“ für iPhones sowie diverse Wetter-Apps). Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, ab einem UV-Index von 3 Lichtschutz zu tragen.
Entscheidend für den tatsächlichen Schutz der Haut ist die aufgetragene Menge des Sonnenschutzmittels. In den internationalen Messverfahren ist sie aus Gründen der Standardisierung einheitlich vorgegeben: 2 mg/cm2. In verständliche Maßeinheiten übersetzt, bedeutet das: Erwachsene benötigen insgesamt 11 Stränge von der Spitze des Mittelfingers bis zur Handwurzel – einen pro Arm, einen für Gesicht/Hals, zwei für Brust/Bauch , zwei für den Rücken, zwei pro Bein. Für UV-Schutzsprays gilt: pro Körperbereich etwa 15 Spritzer. Die Menge macht’s – vor allem in Kombination mit ein paar Sonnenschutzregeln:
- Sonnenschutz 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne auftragen – solange brauchen die UV-Filter, um sich an die Hornschicht zu binden und ihre Wirkung vollkommen zu entfalten.
- Besonders lichtempfindliche Stellen nicht vergessen. Partien, die oft übersehen werden, sind Ohren, Stirn und Kopfhaut, Nacken, Rücken und Dekolleté sowie die Fußrücken.
- Multiplizieren Sie Ihre Eigenschutzzeit mit dem aufgetragenen UV-Schutzfaktor, um zu ermitteln, wie lange Sie sich maximal in der Sonne aufhalten können, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren.
- UV-Schutz spätestens alle zwei Stunden erneuern und nach jedem Aufenthalt im Wasser. Denn durch Schwitzen, Schwimmen oder Abtrocknen der Haut geht ein Teil der Schutzwirkung verloren. Übrigens: Nachcremen und wiederholtes Auftragen verlängern die Schutzwirkung nicht, sie wird dadurch lediglich aufrechterhalten.
- Zwischen 11 und 16 Uhr die Sonne am besten im Schatten genießen – gut eingecremt, natürlich.